Was ist wichtiger – ein gutes Argument oder ein gutes Gefühl, Intellekt oder Intuition? Bist du “Team Kopf” oder “Team Bauch”? Um neue Dinge zu erfinden, um neue Lösungen zu entwickeln, um interessanten und relevanten Journalismus zu gestalten, brauchen wir neue Perspektiven. Dabei hilft eine empathische Grundhaltung. Um neue Perspektiven zu gewinnen, braucht es aber noch mehr – nämlich eine gesunde Distanz zu unserem Bauchgefühl. Denn unsere Intuition speist sich aus der Gesamtheit unserer eigenen Erfahrungen und schützt vor möglichen Gefahren. Unsere Gehirne lieben vertraute, sichere Dinge. Aber was vertraut ist, ist nicht neu.
Intuition hilft im Alltag, bremst bei Neuem
Die Intuition ist bei der Arbeit eine wichtige Helferin: Journalistische Recherchen werden oft an- oder weitergetrieben vom Bauchgefühl, das sich aus professioneller Erfahrung, Menschenkenntnis, Instinkt und gesunder Skepsis speist: “Irgendetwas stimmt hier nicht. Hier müssen wir weiter graben.” Aber auch: “Bei dieser Geschichte habe ich Bauchschmerzen.”
Auch wenn es etwas Neues auszuprobieren gibt, reagiert unser Bauch. Die Gefahr: Wir wählen den vermeintlich sichereren, bekannteren Weg, fühlen uns gut damit – und verbauen uns die Chance auf etwas wirklich Neues.
Neue Wege gehen – drei Tipps
- Bezieht Nutzer*innen ein und stellt eurem Gefühl verlässliche Analyse gegenüber – Zahlen und Fakten. Versucht, euer Problem aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Macht euch trotzdem bewusst, dass ihr eure eigene Weltsicht und Erfahrungen nie komplett ablegen könnt.
- Arbeitet in möglichst diversen Teams mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten. Damit meine ich Arbeitserfahrung, persönliche Geschichte und Lebensstil, Hobbies und Interessen. Arbeitet an so etwas wie einem gemeinsamen Bauchgefühl, das mehr ist als der kleinste gemeinsame Nenner.
- Wenn ihr neue Ideen entwickeln wollt, verfolgt die Idee oder die Erkenntnis, bei der ihr ein leichtes unangenehmes Ziehen im Bauch empfindet. Bei der ihr nicht 100-prozentig sicher seid, dass sie klappt. Nehmt eure Gefühle wahr, sprecht über die Bedenken – und nehmt Risiken bewusst in Kauf. Haltet den Aufwand und das Risiko klein. Wie viel könnt ihr in den mutigen Weg investieren?
Übrigens: Dieser Text wurde zuerst am 24. Mai 2022 in meinem Newsletter Haftnotiz veröffentlicht. Um keinen Text zu verpassen, abonniere die Haftnotiz.